Eine Theorie der Alzheimer Demenz -die Retrogenese

Ein neuer Denkansatz zur Entstehung und zur Behandlung der Alzheimer Demenz ist die “Theorie der Retrogenese”. Sie wird von Reisberg et al. (1999) als “der Prozess, bei dem degenerative Mechanismen den Mechanismus der normalen Kindheitsentwicklung umkehren” definiert. Das bedeutet, dass Personen mit einer Alzheimer Demenz ihre Fähigkeiten in derselben, jedoch umgekehrten Reihenfolge abbauen, wie gesunde Kinder sie im Laufe ihrer Entwicklung erlernen.
Die erforderlichen Betreuungs- und Begleitbedürfnisse von Personen der Alzheimer Demenz werden leichter verständlich, wenn man sich die entsprechenden Fähigkeiten und Bedürfnisse (z.B.: im Hinblick auf Aufsicht, Unterstützung, Schutz, Tagesplanung, Begleitung, Zuwendung) heranwachsender Kinder vor Augen führt. Richtig verstanden und angewandt können die beobachteten Ähnlichkeiten wichtige Ankerpunkte für die Bestimmung der Pflegebedürfnisse, das Erkennen der emotionalen Bedürfnisse, de Erklärung von Verhaltensauffälligkeiten sowie für das stadiengerechte Ansetzen von Fördermaßnahmen liefern.

Trotz aller beobachtbaren Parallelen zwischen der Entstehung der Alzheimer Demenz und dem menschlichen Entwicklungsprozess, besagt die Theorie der Retrogenese keinesfalls, dass Menschen mit Alzheimer Demenz wieder wie Kinder werden. Sie betont lediglich die Parallelen zwischen den beiden Populationen und hebt gleichzeitig auch die zentralen Unterschiede hervor:

  • Im Unterschied zu Kindern im Entwicklungsprozess sind Personen mit einer Alzheimer Demenz mit geringer werdenden Erwartungen konfrontiert.

  • Personen mit einer Alzheimer Demenz sind und bleiben erwachsene Menschen, während Kinder den körperlichen Wachstumsprozess noch durchlaufen müssen.

  • Personen mit einer Alzheimer Demenz haben, unter Umständen und in gewisser Weise, Zugang zu erworbenen Fertigkeiten und Wissen, die Kinder nicht haben.

  • Personen mit Alzheimer Demenz haben eventuelle zusätzliche körperliche Erkrankungen

  • Personen mit Alzheimer Demenz können Kontrakturen entwickeln

  • Personen mit einer Alzheimer Demenz haben eine Lebensgeschichte und Lebenserfahrung auf die sie, unter Umständen, zurückgreifen können

  • Personen mit einer Alzheimer Demenz können sich möglicherweise länger auf eine Aufgabe konzentrieren, als ihre Entwicklungsäquvalente

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